Globalisierung für Anfänger - Was wir vom Neoliberalismus lernen können!

Willkommen in der Globalisierungs-Schule! Die zweite Folge von go create™ resistance wird die Fragen beantworten, die sonst nie mehr irgendwo gestellt worden wären. Sollen sich alle anderen doch ruhig an diesem letzten Januarwochenende beim WEF in Davos und in Porto Alegre zum World Social Forum versammeln. Wir laden zum weltweiten Treffen der Neoliberalismusanfänger und beginnen nochmal ganz von vorne - mit Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung zum Beispiel.

Wie in jeder ordentlichen Volkshochschule gibt es unterschiedliche Klassen. Wir beginnen den Abend mit einer Einschulungsveranstaltung im großen Saal. Schauspielhausmitarbeiter werden das Kurs-Angebot in den unterschiedlichen Räumen des Hauses erklären und damit auch jeder weiß, warum er wohin gehen sollte, wird der Publizist Mathias Greffrath in die globalen Basics und Geschichte der globalisierungs-kritischen Bewegung einführen. Die nächsten zwei Stunden gibt es parallel immer drei unterschiedliche Angebote, einige davon mehr Kunst, andere weniger. Manche mit viel Information, andere mit viel Spaß. Auch eine mit viel Voraussetzungen, die meisten mit wenig. Alle mit viel Neoliberalismus. Vortrag von Mathias Geffrath

Empire des italienischen Philosophen Toni Negri und des amerikanischen Literatur-wissenschaftlers Michael Hardt ist eines der meistdiskutierten Bücher des Globalisierungsdiskurses. Darin haben die beiden mit ihrer Theorie der Multitude versus das Empire auch eines der wichtigsten Erklärungsmodelle der neuen globalen Realität entwickelt. Florian Schneider hat sie für einen arte-Themenabend über Aktivismus heute besucht und die entscheidende Frage gestellt: Was tun? Im Schauspielhaus werden die beiden in einer Video-Installation Antworten geben.

Die Wiener Künstler Julius Deutschbauer und Gerhard Spring betreiben nicht nur die Bibliothek der ungelesen Bücher, machen die besten Plakate der Alpenrepublik und haben in den letzten Jahren immer wieder stellvertretend für die Politiker Schüssel und Morak große Kulturveran-taltungen eröffnet. Seit Herbst bieten sie in der Wiener Kunsthalle auch einen Kurs Politisch für Künstler - in 12 Lektionen an. In Hamburg werden sie uns die Lektionen "Ökonomie" und "Globalisierung" erteilen.

Nachdem sie 2000 das Institut for Studies in Visual Culture gegründet habe, waren
Tom Holert und Mark Terkessidis letztes Jahr viel unterwegs, vor allem zu den Krisenherden der Welt. Zurückgebracht haben sie von diesen Reisen unter anderem die Erfahrung, daß wir uns auch hier alle mittlerweile im permanenten umfassenden Alltagskrieg befinden. Über dessen neoliberale Grundlage und popkulturelle Ausprägungen kann man in ihrem Buch Entsichert - Krieg als Massenkultur im 21. Jahrhundert lesen. Uns werden sie vom Zusammenhang zwischen Krieg und globalem Tourismus erzählen.

Auch Kanak Attack werden für uns reisen. Über die Grenzen Europas, des Empires, der restlichen Welt und vielleicht auch über die vielen anderen, die wir manchmal gar nicht sehen. Auf jeden Fall aber auf der Bühne in diesen großen stabilen blau-rot-weiß-karierten Taschen. Und vermutlich auch mit Musik.

Wer keine Lust auf Unterricht mehr hat, kann im Foyer Kakao oder Bananenmilch trinken oder sich im Einwohnermeldeamt einen Ausweis der TRransnationalen Republic ausstellen lassen. Diese am schnellsten wachsende Republik der Welt kann als einzige und erste transnationale Bürger-Institution wie transnationale Konzerne global agieren und damit ein neues Feld der Bürgervertretung eröffnen.

Um halb elf gehen die Lehrer dann an ihren Stammtisch und in der Volkshochschule können entweder Dokumentar-Filme über die Globalisierungsproteste seit Seattle angesehen werden oder die langsame Rückkehr in die Realität eingeleitet werden: Jérôme Bel sagt: The show must go on.

Oder sie gehen ebenfalls zu unserem Globalisierungsstammtisch. Im Café Ellmenreich wird schon den ganzen Abend über die Bar der dummen Fragen geöffnet sein. Jeweils einer unser Referenten, künstlerischen Gäste oder ein anderer Experte (u.a. von attac und Hamburger globalisierungskritischen Gruppen) wird an einem von vielen Themen-Stammtischen sitzen und mit Gästen über das sprechen, was sie schon immer wissen wollten.

Stärker als beim letzten Abend wird der Schwerpunkt bei "Globalisierung für Anfänger - Was wir vom Neoliberalismus lernen können!" auf der Informationsvermittlung liegen. Wir werden versuchen, an diesem Abend einen Ausgangspunkt für unsere nächsten Abende und Wochenenden zu legen. Im März werden wir die konkreten Auswirkungen neoliberaler Ideologie und globaler Wirtschaftspolitik in unserem Alltag beschreiben. Dazu werden wir soziale Systeme auf Kommerzialisierungsvorgänge hin betrachten, Systeme suchen, die noch nicht ökonomisiert sind und versuchen herauszufinden, was die ausmacht. Im Frühjahr werden wir uns dann konkreter mit Hamburg und der Privatisierung des öffentlichen Raums beschäftigen, hier und in der Welt. Der ganzen.