Zukunftsvision oder Utopie?

JUST DO SOMETHING, um nicht zu sagen JUST DO IT!

Kennst du Mick Jagger? Kennst du William Burroughs? Susi Sorglos, vielleicht?
Nein, nicht persönlich! Richtig?
Nun überlege nochmals. Ich beispielsweise bin nur zwei "Degrees of Seperation" von George Bush sen. entfernt, weil ich mal einen Anwalt kannte, der ihm auf einem Empfang die Hand geschüttelt hat. Und so, spinnt man das Netz weiter, unter drei "Degrees of Seperation" Georg W. Bush, den amerikanischen Präsidenten.
Nicht das ich darauf jetzt stolz wäre, doch dieses Prinzip, das auch "Six Degrees of Seperation" genannt wird und besagt, dass jeder Mensch auf diesem Planeten um sechs Ecken miteinander verbunden ist, ist schon mal wichtig für das Vorhaben der tapferen Visionäre. Ich nenne sie ganz frei heraus so, das ist kein Zitat.

WAS BITTE???
Sich schon mal gefragt, gerade in letzter Zeit, ob man nicht irgend etwas tun sollte? Nur was? Eigentlich geht's einem ja ganz gut, man hat so ziemlich alles, was man braucht... Ich kann doch alleine nicht die Welt verändern...und so weiter.
Vielleicht ist folgendes eine Antwort! Vielleicht ist der Inhalt des Gespräches, dass vier Stunden lang in einem kleinen Indischen Restaurant zwischen mir und einem jener Visionäre stattgefunden hat, die Antwort zu einem Anfang einer Sammlung, einer Lobby, einer Lösung.

Es handelt sich um ca. ein dutzend junger Menschen, die im April 2001 im Atomic Cafe die Transnationale Republik erstmals ausriefen. Die Idee gebaren die Münchner, unter anderem Georg Zoche, besagter Gesprächspartner, 33 Jahre jung und Ingenieur für Flugzeugmotoren, fünf Jahre zuvor bei einem Abendessen mit Spaghetti und wilden Gesprächen. Damaliger Workingtitel: Internet of People.

Gleich mal vorab, so Georg Zoche: Man kann sich über die Transnationale Republik nur sinnvoll unterhalten, wenn man alle Vorurteile aus dem Kopf wirft.

DAS PROBLEM
Die Idee von Nationalstaaten war nur ein Wimpernschlag. Eine Lösung, die vor 200 Jahren als sinnvoll betrachtet wurde und wahrscheinlich damals auch sinnvoll war. Diese klare Unterteilung hat daher eine sehr junge Geschichte. Nun sollte man sich fragen: Kann diese Nationalstruktur mit der Globalisierung standhalten?

Man ist als Bürger einer Nation dem Staatsapparat ausgeliefert. Doch der Staatsapparat ist beispielsweise Teil der Demokratie, und diese hat das Problem, dass sie nicht ohne Bürokratie serviert wird. Man ist beschränkt, man wird beschränkt und gehört von Geburt an automatisch einem geographisch begrenzten Raum an. Die Freie Marktwirtschaft hat dieses Problem für global wirkende Konzerne längst entfernt, die Nation und deren Grenzen können im Zuge der Globalisierung problemlos überschritten werden. Nur der Einzelne, der Bürger, hat diese Option nicht.

Zoche beschreibt die Problematik und auch gleich die Lösung mit einem simplen Beispiel: In einem Restaurant nimmt man seinen Platz ein. Man gedenkt zu speisen. Das allerdings geht nur nicht so einfach, denn es muss abgestimmt werden mit den andern Menschen an den anderen Tischen, was an diesem Abend jeder zu speisen bekommt: natürlich nur eine Sache, natürlich das Gleiche. Man wird überstimmt und müsste nun Hühnerfrikassee essen. Hühnerfrikassee mag man nicht. Da sollte man die Möglichkeit haben, das Restaurant zu wechseln. Ganz einfach. Demokratie der Nation versus Transnationale Republik.

Die Struktur/Das Bürgertum
Wichtigste Regel = Jeder kann Bürger werden, jeder ist willkommen, auch Helmut Kohl, wenn er es wünscht!

Als Bürger einer Transnationalen Republik ist man zwar geographisch und auch physisch an einem Ort, doch man hat die Möglichkeit, einer Transnationalen Republik seiner Wahl anzugehören.

Vom Bürger wird im Grunde erst einmal erwartet, dass er Interesse besitzt. Interesse etwas zu ändern. Mit Anderen dieser oder ähnlicher Meinung in Verbindung zu treten, und sich von einem globalen Netzwerk unterstützen zu lassen, das einem hilft, "wo" man "was" machen kann.

Primär funktioniert dieses Art Freundschaftsnetz über den Datenhighway. Man gibt Menschen auf der ganzen Welt ein Mitspracherecht, man bündelt alle Interessen, egal ob in Rio oder in Stuttgart, über das schnellste Medium unserer Generation, das Internet. Jeder kann an Diskussionen und Meinungsfindung teilhaben. Sucht man etwas, braucht man Information, eine Ansicht, so kann der Onkel vom Freund der Freundin vielleicht weiterhelfen.

Das haben sich Einige übrigens bereits nicht zweimal sagen lassen. Die Transnationale Republik verzeichnet mittlerweile 1100 Bürger, Tendenz steigend. Im Grunde ist es die schnellst wachsende Republik die es gibt auf der Welt. Die Bürger erhalten einen Ausweis, der dem deutschen Personalausweis gar nicht so unähnlich ist und auch schon für jenen gehalten wurde. Es gibt auch Geld, "Payola".

Vergleichbar ist die Struktur dieser Republik mit einem klassischen Management. Denn hierbei geht es um das Handeln in die Zukunft gerichtet, das Vorausdenken. Ein Politiker handelt als Reaktion, weil es ihn sonst exponiert und angreifbar macht. Das soll umgangen werden, und ist somit wieder Teil des Wettbewerbs unter den Republiken, denn: falsche Handlung = Verlust der Bürger

BLICKEN WIR IN DIE ZUKUNFT
Die Republik als Service Provider für Bürgerdienstleistung

Je grösser eine Gruppe, desto stärker wird sie, vorausgesetzt sie ist organisiert. Wäre der ADAC, der übrigens die einflussreichste Organisation Deutschlands ist, organisiert, so hätte er unvorstellbare politische Macht. ’hnlich wie die Gründer der Kunstsprache "Esperanto" Ende des 19. Jahrhunderts es versuchten, eine Welt ohne Kommunikationsprobleme zu schaffen, will die Transnationale Republik irgendwann einmal aus vielen Transnationalen Republiken bestehen und gebündelt Wirkung haben. Mit dem Ziel, grenzenlos leben zu können, wenn man es so wünscht.

Mehrere Transnationale Republiken?
Irgendwann, so Georg Zoche, und das ist besonders wichtig für den Erfolg des Vorhabens, werden andere Transnationale Republiken gegründet werden müssen. Die Datenbank, Vereinssatzung und das Ziel wird weitergegeben. Konkurrenz, wenn man es so nennen kann, ist willkommen. Denn je mehr Republiken es gibt, desto vielfältiger und weitblickender entwickeln sich alle miteinander. Ausserdem entsteht der äusserst relevante Wettbewerb, der den Kreislauf und die Bewegung ausmacht.
Das wichtigste dabei ist lediglich, dass keine der Transnationalen Republiken eine Zulassungsbeschränkung für Bürger haben darf.

Er ist sich sicher, dass wenn sich einmal die zu fällenden Entscheidungen häufen, also mehrere verschiedene Meinungen aufeinander treffen, automatisch andere Transnationale Republiken entstehen werden. Bei dieser Teilung ist wichtig, dass eine andere Meinung als solche auch zu akzeptieren ist, und sie vor allem zu Ende gedacht wird. Erst dann kann eine Kompromissstruktur entstehen. Denn das Leben ist interessanter, wenn man extreme Meinungen zulässt.

Der Nationalstaat soll im Endeffekt privatisiert und zum Service Provider gemacht werden (ähnlich wie mit dem Telefonmonopol), und die Nutzungsgebühr einer Infrastruktur ist die Steuer.
Es geht nämlich nicht darum, bestehende Nationen zu entfernen, denn nationale Probleme und nationale Interessen werden auch weiterhin dort behandelt. Allerdings mit Bürgern aus verschiedenen Transnationalen Republiken, die eine zusätzliche Organisationsstruktur offerieren. Es ist nicht das Ziel, sich irgend jemanden zum Feind zu machen.

Mittlerweile sind sie ein Verein, genannt der "Verein der Vereine", denn politische Bildung soll laut Grundgesetzbuch von Vereinen ausgehen. Dann steht bald der Schritt zu einer "Non Govermental Organisation" (wie z.B. Greenpeace) bevor. Danach braucht die Organisation völkerrechtliche Anerkennung. Doch eins nach dem anderen. Erstmal braucht es Bürger, die Datenbank, die noch in Entwicklung ist, und viele Menschen mit der gleichen Vision.

Im Idealfall also, wenn einmal viele Transnationale Republiken bestehen, kann dadurch die direkte Einflussnahme des Bürgers ermöglicht werden. Denn Ziel ist, eine Struktur zu kreieren, die nicht als Stütze des Systems existiert und dadurch uneingeschränkte Verantwortung übernehmen kann. Ziel ist, nicht mehr zu warten, bis etwas passiert ist um es dann zu reparieren, sondern es gar nicht erst kaputtgehen zu lassen. Ziel ist, all die guten Ideen des Einzelnen, an denen es für wahr nicht mangelt, eine Struktur zu geben, damit diese Ideen Einfluss nehmen können. Es mangelt nämlich, so Zoche, nicht an Menschen mit Moral und Ethik, sondern an der unmöglichen Umsetzung, da keine Struktur vorhanden ist, die dies ermöglicht.

UND DANN...
Ja Herr Zoche, und dann? "Dann kann's uns besser gehen, aber nicht mehr auf Kosten von Menschen, denen es schlechter geht! Denn am Ende ist das Leben wichtig, doch davor sollte man die Politik und das Hebelwerk verstehen."

Übrigens, die Transnationale Republik macht durchschnittlich einmal im Monat einen Event, ein Einwohnermeldeamt. Und von 24-31 Januar findet die Transnationale Woche in Kopenhagen statt. Auf der Biennale "Big social game" in Torino sind sie auch zu sehen, wo der Pavillion der Transnationalen Republik von 19 April bis 19 Mai stehen wird. Dort kann man selbstverständlich mit Payola bezahlen, sich die ein oder andere Podiumsdiskussion anhören, ein wenig Alltag-Weg-Kunst oder Klar-Kopf-Kunst betrachten und sich einen Ausweis anfertigen lassen.

Noch Fragen?
Dann sollte man sich auf die Seite transnationalrepublic.org begeben und lesen, lesen, lesen...

ORF on FM4
http://fm4.orf.at/nora/70729/main
January 16th, 2002